Den Wunsch nach einer Weltreise per Rad hatte ich bereits seit mehreren Jahren gehabt. Der Einstige In die konkrete Planung kam aber erst, als ich im Dezember 2012 endlich den Entschluss fällte meinen Plan in die Tat umzusetzen und ein halbes Jahr später aufzubrechen. Allein die Bestimmung des Abreisetermins, des 1. Juli 2013 setzte so viele positive Energie in mir frei, dass ich instinktiv wusste, dass dies die richtige Entscheidung war. Anfangs nahm ich an, noch mehr als genug Vorbereitungszeit zu haben. Dies sollte sich, auch weil ich weiterhin noch „nebenbei“ arbeitete, als ein Fehleinschätzung herausstellen. Die Sache war doch deutlich aufwändiger als gedacht.

1. Die Wunschliste

Der erste Schritt meiner Reiseplanung bestand in der Festlegung der Reiseroute. Dazu stellte ich mit Reiselust und Euphorie im Blut eine Liste der Länder zusammen, die ich schon immer einmal mit dem Rad bereisen wollte, bisher aber immer rausgefallen waren, weil sie mir für einen Kurztrip nicht geeignet erschienen. Es waren Ziele wie Australien, die ich bisher mit „Das machte ich einmal, wenn ich mehr Zeit habe!“ aufgeschoben hatte. Nun nahm ich mir die erforderliche Zeit und nun sollten alle diese Traumziele entdeckt werden!

In einem zweiten Schritt verteilte ich die Wunschziele auf die als optimal identifizierten Reisezeiträume. So ist es für den Tourenradler zum Beispiel am sinnvollsten, Alaska im (ohnehin recht kurzen) Sommer zwischen Juni und August zu besuchen, um angenehme Temperaturen und möglichst viele Sonnenstunden zu erleben. Schwieriger wurde es dann, die Reiseziele logistisch sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Doch bevor ich dies weiter detailliert planen konnte, wurde mir eines klar …

2. Zu viele Ziele trüben das Reiseerlebnis

Meine Länderliste war schnell auf 20 Ziele angewachsen und damit für eine einjährige Radreise viel zu lang geworden. All‘ diese Ziele zu bereisen hätte bedeutet, den recht intensiven Takt meiner bisherigen Radreisen einfach auf 12 Monate ausdehnen zu wollen. Anders als eine 3-wöchige Reise, die man vorbereitet und nach der Rückkehr noch aufarbeiten kann während das eingespielte Leben weitergeht, hätte sich hier eine Reise an die andere geknüpft, ohne dass ich zwischendurch hätte durchatmen können. Das aber hätte sicher mehr Stress als positives Reiseerlebnis bedeutet und war daher für mich keine Option. In der Absicht, möglichst viel erleben zu wollen, hätte ich so die Chance auf das Erleben und das Reisen im Hier und Jetzt vergeben.

a) Wie viele Länder sind für ein Jahr ok?

Aber wie viel Ziele sind denn nun optimal? In einem Forum für Weltreisen las ich die Empfehlung, dass man in einem Jahr nicht mehr als sieben Ziele wählen sollte. Keine Ahnung, wie man auf genau diese Zahl kommen kann, aber sie erschien mir ohnehin zu niedrig, denn inzwischen hatte ich bei meiner Liste vorsichtig den Rotstift angesetzt und es schmerzte schon ab dem ersten „Rauswurf“. Traumziele wie Hawaii flogen raus und kamen gedanklich wieder auf die Liste „Das machte ich einmal, wenn ich mehr Zeit habe!“. Trösten konnte ich mich mit dem Bewusstsein, dass es schön war und ist auch weiter (Reise-) Träume zu haben.

Den Schlussstrich beim Zusammenstreichen meiner Reisewunschliste zog ich, nach vielen Umstellungen und Neuplanungen, bei 13 Reisezielen, weil sich der so ausgestaltete Plan für mich dann endlich rund anfühlte. Ist das nun die eine optimale Anzahl für ein Jahr mit dem Rad? Zurückblickend kann ich nur sagen: Wenn ich nochmals ein Jahr reisen sollte, dann würde ich jedenfalls nicht mehr Ziele aufnehmen wollen, aber auch nicht wesentlich weniger. Kein einziges Reiseziel will ich rückblickend auf meine Weltreise missen. Hier und da hätte ich mir gewünscht, einen Zeitpuffer zu haben, um interessante Begegnungen für eine Pause zu nutzen (z.B. bei dem netten Pärchen in Neuseeland, dass mich zu einer Übernachtung auf ihre Farm einlud. Ich musste weiter, weil die Fähre bereits reserviert war und ich endlich auf die neuseeländische Südinsel wollte).

b) Auszeiten für Körper und Seele

Wenn ich mit dem Rad unterwegs bin, bin ich in einem dauerhaften, mich nährenden Aufnahmemodus. Selbst wenn ich „nur“ durch die Natur fahre, dem eigenen Atem und dem Knirschen der Steine unter meinen Laufrädern lausche, nehme ich beständig neue Eindrücke auf. Die dauerhafte Weiterreise befriedigt meinen Erlebnishunger auf besonders wohltuende Weise und so habe ich es zum Beispiel an der US-Pazifikküste als kein bisschen stressig empfunden, einen ganzen Monat lang täglich morgens meine Sachen zusammenzupacken und weiter zu fahren. Gleichzeitig komme auch ich, insbesondere nach Phasen erheblicher körperlicher Anstrengung, an einen Punkt, an dem ich nur noch innehalten, entspannen und zur Ruhe kommen möchte. Dieser Wechsel ist für mich wichtig, um Kraft zu tanken und Erlebnisse zu verarbeiten und letztendlich macht gerade dieser Wechsel für mich den besonderen Reiz des Langzeit-Radreisens aus. Ich habe in meiner Planung daher ganz bewusst nach besonders anstrengenden Passagen wie z.B. Alaska, Bolivien und Tibet Ruhe- und Besinnungsphasen berücksichtigt, in denen ich mein Rad stehen ließ.

3. Beziehungspflege

Als ich vor ein paar Jahren meine Freundin Anita kennenlernte, erzählte ich ihr recht früh von meinem Traum, einmal ein ganzes Jahr mit dem Rad um die Welt zu reisen. Zu dieser Zeit gab es dafür weder einen konkreten Plan noch einen Termin, aber mit der Zeit wurde der Wunsch zur Umsetzung dieses Traums immer stärker. Als ich Anita dann im Dezember 2012, während unserer Mexikoreise, erzählte, dass ich im Juli 2013 für ein Jahr mit dem Rad auf Weltreise gehen wollte, freute ich mich sehr, dass sie meinen Plan sofort unterstützte. Unser erster Gedanke war dann natürlich, wie wir unsere Beziehung über diese lange Phase lebendig halten könnten, obwohl Anita dem Radreisen nichts abgewinnen kann und ich mir nicht vorstellen konnte, auf das Rad als Reisemittel zu verzichten. Am Ende planten wir, uns während meiner Reise an vier Zielen, nämlich in Kanada (Vancouver), Costa Rica, Bali und Sri Lanka zu treffen und uns dann jeweils 2 Wochen Zeit füreinander zu nehmen. Genau dies haben wir dann auch getan und in Kombination mit unserer regelmäßigen Kommunikation via Skype, WhatsApp und E-Mail hatten wir auf diese Weise beide ein sehr intensives, erfülltes Reisejahr, an dem wir beide gewachsen sind.

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