Reiseziele & Reisezeiten

Die Entscheidung für ein konkretes Reiseziel steht meist am Anfang der Planung einer Radtour. Gleichzeitig ist die Entscheidung für ein bestimmtes Reiseziel untrennbar verbunden mit der Entscheidung für eine dazu passende Reisezeit. Der dem Klima und Wetterbedingungen ganz besonders ausgesetzte Radfahrer, wird beide Punkte daher immer gemeinsam betrachten. Wer will schon im Dezember mit dem Rad nach Island? Je mehr Länder man bereisen möchte, umso anspruchsvoller das Zusammenstellung einer optimalen Tour.

1. Reiseziele

Die Entscheidung für ein konkretes Reiseziel steht am Anfang der Planung einer jeden Radtour. Den Globus oder eine Weltkarte vor sich, fragt man sich, wohin die Reise gehen soll und wo man mit seiner Suche bei der Vielzahl der schönen Ländern überhaupt anfangen soll. Welche Länder und Regionen sind überhaupt als Ziel für Radreisen geeignet? Worauf muss ich achten? Die Beantwortung diese Frage hängt auch von den eigenen Bedürfnissen und Wünschen ab. Darf es ein wenig mehr Natur sein? Reisen mit Zelt und Campingkocher? Oder doch lieber eine gute Infrastruktur mit ausreichend Unterkünften und Restaurants? Wer als Anfänger nach einem Einstieg sucht, sollte nach Ländern schauen, die einerseits über eine gute Infrastruktur verfügen und zum anderen eine möglichst dünne Bevölkerungsdichte aufweisen. Auf diese Weise kann man auf guten Straßen ohne viel Verkehr entspannt einen Einstieg finden und hat gleichzeitig, anders als in der abgelegenen Wildnis, vielfältige Möglichkeiten, die Tour noch während der Reise anzupassen.

a) Klassische Radreiseziele in der ganzen Welt

Damit man sich nicht in einer ausufernden Recherche verliert, ist es hilfreich, dass es eine Vielzahl von Regionen und Routen gibt, die andere Rad-Globetrotter bereits befahren haben und die als „Klassiker“ gelten. Sie erscheinen aus unterschiedlichen Gründen für Radreisen besonders gut geeignet und bieten die ganze Bandbreite von der entspannten Einstiegstour (z.B. der Ruhrtalweg) bis zu körperlich fordernden Touren für echte Abenteurer (z.B. Bolivien und Tibet). Nachfolgend eine kleine Auswahl, welche ich um ein paar von mir besonders geschätzte und mehrfach bereiste Ziele ergänzt habe (z.B. Sardinien und Korsika):

Europa: 

Deutschland (Elberadweg, Ruhrtalradweg), Frankreich (Korsika, Alpen, Pyrenäen), Italien (Sardinien, Toskana), Spanien (Alpen, Toskana, Andalusien), Island, Norwegen

Afrika:

Marokko, Südafrika, Kenia

Asien: 

Sri Lanka, Thailand, Laos, Vietnam, Kambodscha, China (Tibet), Nepal, Japan (Hokkaido)

Australien & Neuseeland: 

Tasmanien, Great Ocean Road (Melbourne – Adelaide), Neuseeland (Süd- und Nordinsel)

Nordamerika: 

USA (Alaska, Pacific Coast, Utah), Kanada (Yukon, British Columbia)

Südamerika: 

Costa Rica, Chile (Patagonien, Carretara Austral), Bolivien

Mein Tipp: Der Denali Nationpark in Alaska

b) Länder, ihre Bestimmungen und Sicherheitslage

Man mag aufgrund seiner Recherchen und mit Blick auf die topografische Karte ein Reiseziel mit einer perfekten Infrastruktur für eine Radtour identifiziert haben und doch kann es gute Gründe geben, von den soweit konkretisierten Reiseplänen wieder Abstand nehmen und sich für ein anderes Ziel zu entscheiden. Fern von zu Hause herrschen andere rechtliche, politische und kulturelle Rahmenbedingungen, denen gerade der individuell reisende Radfahrer besonders stark ausgesetzt ist, denn er bewegt sich nicht immer auf ausgetretenen touristischen Pfaden und residiert schon gar nicht innerhalb der Mauern eines bewachten Touristenresorts. Die Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Reiseland sollte man daher nur nach einer gründlichen Information über die kulturellen Begebenheiten und die aktuelle Sicherheitslage treffen. Eine sehr gute Übersicht mit Informationen und aktuellen Sicherheitshinweisen zu jedem Land der Erde liefert die Website des Auswärtigen Amtes.

 c) Gewissensentscheidungen

Selbst wenn die Reise in  ein fremdes Land für den Reisenden nicht mit besonderen Gefahren verbunden sein würde, kann es durchaus Gründe geben, von einer Reise in bestimmte Länder abzusehen. Sollte man als Tourist durch Länder und Regionen reisen, in denen der Staat die Menschenrechte von Bevölkerungsminderheiten systematisch missachtet (Beispiel Myanmar und Tibet)? Einige lehnen dies mit dem Argument ab, dass man auf diese Weise den Staat und damit auch seine Unterdrückungspolitik unterstützt. Andere verweisen darauf, dass man durch Wegschauen auch niemandem hilft und dass eine Anwesenheit vor Ort sogar helfen kann. Ich bin eher der zweiten Meinung zugetan. Aus meiner Sicht besteht gerade bei einer Radreise durch diese Länder die Möglichkeit zum respektvollen Austausch mit der unterdrückten Bevölkerung. Die Menschen merken, dass sich andere für sie interessieren und im Idealfall wird der Staat bei einer möglichen Beobachtung durch ausländische Reisende oft eher Zurückhaltung walten lassen. Persönlich habe ich mich daher meist für Reisen durch diese Länder entschieden und dabei versucht, besonders oft lokale Geschäfte zu besuchen und Dienstleistungen unterdrückter Bevölkerungsminderheiten in Anspruch zu nehmen. Hier muss jeder eine eigene Entscheidung treffen.

2. Die ideale Reisezeit

Für den radreisenden Globetrotter gibt es eigentlich nicht die eine ideale Reisezeit, denn zu jeder Zeit des Jahres wird sich ein perfektes Reiseziel finden, das den persönlichen Vorlieben entspricht. Wer allerdings sein Traumreiseziel schon identifiziert hat, der sollte im zweiten Schritt die dazu passende Reisezeit festlegen. Die Wichtigkeit diese Festlegung kann man als Radfahrer gar nicht hoch genug einschätzen, denn man sollte sich keine Illusionen darüber machen, welchen Einfluss Kälte, Hitze, Dauerregen und heftiger Gegenwind auf das Gemüt des Radfahrers haben können.

Neuseeland zur besten Reisezeit (Dez. 2013):

Gerade für Zeltreisende ist es außerdem wichtig, möglichst viele Sonnenstunden zu haben. Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob man sich in Norwegen Ende Juni auch noch um 23 Uhr entspannt einen Platz für sein Zelt suchen kann oder ob dort später im Jahr bereits vor 17 Uhr die Sonne unter- und nicht vor 10 Uhr wieder aufgeht.

Zur Planung der idealen Reisezeit eignen sich Reiseführer, diverse Websites (z.B. www.optimale-reisezeit.de) oder der jeweilige Ländereintrag bei Wikipedia, der fast immer auch eine Klimatabelle mit Regentagen / Niederschlagsmengen und den durchschnittlichen Temperaturen enthält. Es sollte allerdings jedem klar sein, dass der weltweite Klimawandel Einfluss auf die Zuverlässigkeit einer Wetterprognose hat. Beispielsweise ist in Alaska der kurze Sommer regelmäßig die Zeit mit den höchsten Niederschlägen. So wurde Alaska im Sommer 2012 von so heftigen Regenfällen heimgesucht, dass der Denali Highway unpassierbar war und zeitweise sogar gesperrt wurde. 2013 befuhr ich auf meiner Weltreise dieselbe Gegend und erlebte einen der sonnigsten und niederschlagsärmsten Sommer seit Jahrzehnten! Neben aller guten Planung muss man also auch ein wenig Glück haben!

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